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COP23 – Tag 1 – Fragen im Gepäck

Die Welt ist zu Gast in Bonn. Noch nie waren so viele Gäste auf einer zwischenstaatlichen Weltklimakonferenz. Ist das ein gutes Zeichen? Noch wird hart in der Stadt am Rhein gerungen.

Gerade in Bonn angekommen fällt auf, dass die ganze Stadt im COP23 Fieber ist. E-Busse rollen über das Konferenzgelände. Überall sind Wegweiser angebracht. Das VN-Sekretariats-Hochhaus strahlt. Eigentlich sind die Fidschi-Inseln Gastgeber dieser wichtigen Anschlusskonferenz nach Paris. Und in der Sprache der Pazifik-Insel heißt „Willkommen“ „Bula“. So heisst auch die gleichnamige Verhandlungszone hier auf dem Gelände, von dem ich ab morgen bis Freitag berichte.

Hier werden die Umsetzungsregeln für Paris, das so genannte Regelbuch, erstellt. Heraus kommen sollen Berichts- und Transparenzregeln, wonach alle mit dem gleiche Maß (zum Beispiel Tonnen CO2) messen und die zugesagte Finanzierung fließt.
Aus Thüringen kommend, habe ich vor allem viele Fragen im Gepäck, die ich in den nächsten Tagen diskutieren möchte. Viele Regionen auf der ganzen Welt spüren die Folgen des Klimawandels schon heute in einer ungeheuer heftigen Intensität. Mancherorts versinken Städte im Wüstensand, nur wenige Kilometer weiter entstehen extrem teure Bewässerungsanlagen und ermöglichen künstliche Wasserspiele. Wie nehmen die Delegationen beispielsweise aus dem arabischen Raum dazu Stellung? In den USA sind allein durch die jüngsten Hurrikans volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe entstanden, gleichzeitig negiert der amtierende Präsident den Klimawandel. Wie treten die USA, die das Pariser Weltklimaabkommen bislang nicht ratifiziert haben, auf und sind die fortschrittlichen Regionen, wie beispielsweise Kalifornien, sichtbar? In Deutschland wird gerade heftig diskutiert und um jeden Meter gerungen in einer potentiellen Jamaika-Koalition um Klimaziele und den Kohleausstieg. Wird die Kanzlerin ihre Chance vor 197 Ländern zu sprechen und die auf gemeinsame Erfolge einzuschwören nutzen und den Kohleausstieg verkünden?

Es geht um viel. Die Ziele von Paris, also die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad vor Beginn des industriellen Zeitlalters zu begrenzen, müssen untersetzt werden. Das Ziel steht fest, der Weg noch nicht. Wenn in Bonn der Weg, also das Regelbuch und die Finanzierung geklärt werden, kann im nächsten Jahr in Kattowitz die Brücke aus Paris geschlagen und eine beispiellose Geschichte multilateraler Verhandlungsmarathons geschlagen werden. Ich bin, zugegeben, sehr gespannt.