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Von Rotterdam nach Quebec über Wales nach Erfurt (Blog 3 aus Katowice)

Heute früh lag Schnee in Kattowitz, ein beruhigend normaler Anblick im Dezember nach einem Jahr der Klimakapriolen. Die Klimaexperten sind sich hier dennoch einig: Die nächsten 10 Jahre sind entscheidend für den Schutz des Klimas der Welt. Und deshalb haben wir es jetzt in der Hand. Die Erhitzung der Erde ist kein Schicksal, wir können noch gegensteuern. Heute war bei allen Veranstaltungen die Sprache vom „Climate Emergency“, also davon, dass der Klimanotfall gerade jetzt eintritt.

Nach einem Frühstück mit der Under2MOU-Gruppe konnten wir feststellen, dass wir als Land Thüringen nicht nur einem Bündnis angehören, das inzwischen weltweit mehr als 1,3 Milliarden Menschen vertritt. Wir Regionen gehen weltweit beim Klimaschutz stärker und konsequenter voran, als viele meinen. Mit meiner Minister-Kollegin aus Québec/Kanada beim Treffen heute morgen mit Delegationen aus Schottland und Kalifornien und vielen anderen Regionen der Welt tauschte ich mich über Transformationswege zur klimaneutralen Wirtschaftsweise aus. Kalifornien hat gerade ein Gesetz verabschiedet, wonach auf jedem neu zu bauenden Haus Solarmodule installiert werden müssen. Schottland und Wales berichteten, dass sie spätestens 2030 100 Prozent Erneuerbare installiert haben. Und Québec wird Anleihe am Thüringer Klimagesetz nehmen. Good news!

Aber es geht hier bei den Side Events um mehr. Wie ein sozialverträglicher Wandel aussehen kann – auch gerade in einer Kohleregion wie Kattowitz – auch darum ging es in der heutigen Konferenz über Job-Chancen im Wandel. In Deutschland hängen noch 20 000 Arbeitsplätze an der Kohle aber schon über 340 000 an Erneuerbaren Energien, auch viele in Thüringen. Eine Studie für Großbritanien sieht die zusätzlichen Erwerbschancen der Energiewende vorwiegend im ländlichen Raum – auch eine Erkenntnis für Thüringen. Schon heute wissen wir: 15% der Arbeitsplätze finden sich bei uns inzwischen in der Umweltwirtschaft. Tendenz steigend.

Und schließlich Rotterdam. Nicht nur im Klimaschutz, auch in der Klimaanpassung, mit der Städte und Gemeinden ihre Einwohner*innen vorbereiten müssen, kommt es auf die kommunalen Aktivitäten an. Um „Smart Cities – Smart Finance“ ging es in der gemeinsamen Veranstaltung von meinem Ministerium, dem Bündnis nachhaltiger Städte (ICLEI) und der Innovations-Organisation im Bereich öffentlich-privater Finanzierung Climate-KIC. Ich stellte unsere Erfahrungen mit Förderprogrammen beim Klimaschutz vor. Die Städte Bremen und Rotterdam berichteten über ihre Smart-City-Projekte. Und Climate-KIC-Direktor Scott Williams zeigte die Schwierigkeiten und Chancen auf, komplexe und nichtlineare Änderungsprozesse hinsichtlich ihrer Risiken zu verstehen, zu bewerten und zu finanzieren. An der Verfügbarkeit von Geld scheitert es seiner Meinung nach nicht, sondern daran diese Prozesse „bankable“ – also so, dass sie kreditfähig sind – zu gestalten.

Die Diskussion orientierte sich dann wieder an bekannten Themen – Gebäudestandards der öffentlichen Hand, klamme Kassen und politische Prioritäten sowie Radverkehr. Bei letzterem wurde Thüringen selbst aus dem Kattowitzer Publikum attestiert, dass es noch Verbesserungsbedarf gibt. Das nehme ich gerne mit zurück nach Erfurt